Was ist das Idealgewicht?
Das Idealgewicht ist ein Begriff über dessen Existenz sowohl in der Wissenschaft als auch in der alltäglichen Praxis gestritten wird. Auf der einen Seite existieren eine Fülle an Statistiken und Ratgebern, die ein bestimmtes Gewicht als wünschenswert vorgeben. Gewiss lässt sich auch eine Korrelation zwischen bestimmten Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einem zu hohen Gewicht herstellen. Andererseits haben Forschungen ergeben, dass auch eine Abweichung vom (wie auch immer gearteten) Idealgewicht keinen Anlass zur Besorgnis liefern muss, sondern „ganz normal“ sein kann. Hintergrund dabei ist, dass neben dem Gewicht auch Werte wie die Muskelmasse, der Körperfett-Anteil und dessen Verteilung sowie der Bauchumfang eine Rolle spielen.
Wann spricht man von Idealgewicht?
Kennzeichnend für die Definition von Idealgewicht ist auch deren zeitlicher Bezug. Wer sich alte Gemälde anschaut, wird schnell feststellen, dass der Körperumfang in früheren Jahren deutlich größer ausfiel. Das Idealgewicht ist also immer auch kontemporären Vorstellungen unterworfen und erhält so einen normativen Charakter der unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten nicht immer zu halten ist. Was das bedeutet? Ganz einfach, dass von Seiten der Weltgesundheitsorganisation WHO ein Body Mass Index (BMI) zwischen 19 und 25 für Erwachsene als normal bzw. Idealgewicht gilt, während wissenschaftliche Studien belegen, dass die geringste Sterblichkeit bei einem Wert von 27 liegt. Personen im Alter von 70 Jahren dürfen nach Ansicht mancher Wissenschaftler sogar einen BMI von bis zu 35 aufweisen, ohne dass dies als Gefährdung für die Gesundheit gilt.
Warum ist das Idealgewicht umstritten?
Überhaupt gilt das Konzept als umstritten, das von einem Idealgewicht ausgeht. Die WHO hat ihre Richtwerte für den BMI erst 1996 festgelegt. In den USA führte dies zwei Jahre später zu einer Übernahme durch die nationalen Gesundheitsinstitute. Die Folge war, dass 35 Millionen US-Amerikaner ohne gesundheitliche Beschwerden gleichsam über Nacht übergewichtig wurden.
Ein weiterer Kritikpunkt, der allgemein den BMI und damit auch das Konstrukt des Idealgewichts betrifft, liegt in der Nicht-Berücksichtigung der Muskelmasse. Leistungssportler und insbesondere diejenigen, die im Bereich Schwerathletik anzutreffen sind, bringen oftmals viele Kilos auf die Waage. Sowohl der ehemalige Boxweltmeister Wladimir Klitschko als auch Torwart-“Titan“ Oliver Kahn waren zu ihrer aktiven Zeit nach WHO-Definition übergewichtig und entsprachen nicht dem Idealgewicht. Dies zeigt, wie problematisch die Einstufung sein kann.
Wie ist mit dem Idealgewicht umzugehen?
Wohlgemerkt: als grobe Orientierung mögen sowohl der BMI als auch das Konzept Idealgewicht geeignet sein. Diejenigen, die hier aus dem sprichwörtlichen Raster fallen, sollten jedoch auch ihren Körperfettanteil ermitteln und einen Blick auf den gesundheitlichen Gesamtzustand und die Fitness werfen. Diese Werte sind ebenso aussagekräftig wie die Fettverteilung und der oft zitierte Unterschied zwischen der Apfelform (Viszeralfett) und der Birnenform mit dem deutlich ungefährlicheren Fett rund um die Hüften. Mit anderen Worten: es geht nicht um ein Idealgewicht, sondern darum, dass ein Mensch gesund ist.
Und das Normalgewicht?
Zuletzt noch ein Satz zum Normalgewicht, das oftmals mit dem Idealgewicht verwechselt wird. Normalgewicht ist das Gewicht, dass dem Durchschnitt einer zuvor definierten Gruppe entspricht. Auch, wenn beide Begriffe im Alltag fast synonym verwendet werden, geht es beim Normalgewicht weniger um eine Vorschrift und einen „Soll-Zustand“ als um eine Beschreibung der Normalwerte einer Altersgruppe.